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Pfisterer: Hunnen in Indien

Pfisterer, Matthias:
Hunnen in Indien : Die Münzen der Kidariten und Alchan aus dem bernischen Historischen Museum und der Sammlung Jean-Pierre Righetti / Matthias Pfisterer. Mit typologischen Zeichnungen von Theresia Eipeldauer. - Wien : Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2014. - 328 S. : zahlr. Ill., Kt. - (Denkschriften / Österreichische Akademie der Wissenschaften : phil.-hist. Klasse ; 459) (Veröffentlichungen der Numismatischen Kommission ; 57)
ISBN 978-3-7001-7372-4
EUR 89,00
DDC: 737.49396

Beschreibung
Ab der zweiten Hälfte des 4. nachchristlichen Jahrhunderts wanderten größere hunnische Verbände in die Gebiete nördlich und südlich des Hindukusch ein und wurden dort sesshaft. Unter teilweiser Übernahme der vorgefundenen Strukturen entstanden in der Folge mehrere eigenständige „hunnische“ Staaten, die bald die Machtverhältnisse in der gesamten Region wesentlich mitgestalteten. Im späten 4. und früheren 5. Jahrhundert waren dies zunächst die Kidariten, die sich erst in Baktrien, bald aber auch in Gandhāra im heutigen Pakistan festsetzten. Die größte Ausdehnung der hunnischen Macht erfolgte dann aber durch die sogenannten Alchan. Ihr Aufstieg begann gegen Ende des 4. Jahrhunderts in der Gegend um Kabul. Ab dem 5. Jahrhundert übernahmen sie von den Kidariten die Herrschaft über Gandhāra, von wo aus sie schließlich das Guptareich zum Zusammenbruch brachten und weite Teile Nordindiens eroberten. Doch im Gegensatz zu den „europäischen“ Hunnen unter ihrem König Attila sind ihre mindestens ebenso bedeutenden „asiatischen“ Verwandten aus unserer Perspektive beinahe völlig in Vergessenheit geraten. Erst seit wenigen Jahrzehnten ist es der historischen Forschung gelungen, etwas mehr Licht in ihre Geschichte zu bringen, wenn auch teils nur in groben Zügen und mit vielen Unsicherheiten behaftet. Die wenigen schriftlichen Überlieferungen sind oft tendenziös und unzuverlässig, sodass die – glücklicherweise sehr umfangreichen – Münzprägungen als Hauptquelle für die geschichtliche Rekonstruktion dienen müssen.
   Im vorliegenden Band werden zum einen in Form eines Katalogs die bisher weitgehend unpublizierten, bedeutenden Bestände von Münzen der Kidariten und Alchan aus zwei Schweizer Sammlungen vorgelegt, darunter zahlreiche Einzelbelege bisher nicht dokumentierter Typen. Zum anderen wird im umfangreichen Textteil erstmals der Versuch einer Rekonstruktion der Prägeabfolge und Münzstättenstruktur der komplexen und bislang recht undurchschaubaren Münzprägung der Alchan unternommen. In methodischer Hinsicht folgt die Untersuchung einer weiterentwickelten Form des „Wiener Aufbaus“, der hier um eine neuartige ikonographische Analysemethode mittels der zeichnerischen Zerlegung der Münzbilder in ihre Einzelelemente erweitert wurde. Die Ergebnisse bieten bisher nicht dagewesene Einblicke in die Geschichte, Organisation und Kultur des Alchanstaates. So konnte etwa die umstrittene Herrscherabfolge weitgehend geklärt werden, wobei unter anderem der Nachweis gelang, dass die Herrschaft zeitweise auf bis zu vier parallel regierende Fürsten aufgeteilt war, die ihre Münzprägung programmatisch untereinander koordinierten. Zahlreiche Textabbildungen erleichtern dabei die Nachvollziehbarkeit der Argumentation. [Verlagsinformation]

Inhalt
Vorwort des Herausgebers. 7
Daniel Schmutz, Die Münzen der „Iranischen Hunnen" im Bernischen Historischen Museum: Anmerkungen zur Sammlungsgeschichte. 11
Jean-Pierre Righetti, Avant-propos. 13
1. Einleitung. 15
2. Kidariten. 21
3. Alchan. 29
   3.1 Die Prägung der „Anonymen Clanchefs". 32
   3.2 Einführung einer eigenen Averstypologie und Ausgreifen nach Gandhāra. 34
   3.3 Postkidaritische Prägungen in Uddiyāna. 47
   3.4 Einführung des bekrönten Portraits und Erscheinen weiterer Prägeherren. 59
   3.5 Die „Gemeinschaftsprägung" von Khiṅgila, Javūkha, Mehama und Lakhāna. 83
   3.6 „Barbarisierte" Typen aus der mittleren Phase der Alchanprägung. 101
   3.7 Prägungen im Namen von Adomano, Pūrvvāditya, Zabocho und Bhaloka. 117
   3.8 Toramāṇa und seine Nachfolger. 145
   3.9 Das Ende der Alchanprägung. 167
   3.10 Systematik der Büstenformen. 191
   3.11 Übersicht der Legendenentwicklung bei den Alchan. 197
4. Katalog. 205
   4.1 Kidariten. 207
   4.2 Alchan. 233
   4.3 Index: Im Katalog vertretene Typen und deren Durchsprache im Textteil. 327
5. Bibliographie und Abkürzungsverzeichnis. 329
   5.1 Bibliographie. 331
   5.2 Abkürzungsverzeichnis. 335
Karte: Die antiken Regionen zwischen Iran und Indien. 336

Autor
MATTHIAS PFISTERER forscht am Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien zur Münz- und Geldgeschichte des vorislamischen Orients.

Quellen: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; Deutsche Nationalbibliothek; Österreichische Akademie der Wissenschaften; Buchhandel.de; Bookbutler
Bildquelle: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Bibliographie: [1]


References

  1. Pfisterer, Matthias (2014).  Hunnen in Indien: Die Münzen der Kidariten und Alchan aus dem bernischen Historischen Museum und der Sammlung Jean-Pierre Righetti. Denkschriften / Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse; 459. 328 S.